Landesweite Proteste – Nov 2020

Am Montag, den 9. November 2020, löste ein politischer Coup Unruhen im ganzen Land aus: Der Kongress stimmte für die Amtsenthebung des Präsidenten Martín Vizcarra und beschuldigte ihn der Korruption. 

Eine politische Krise könnte zu keinem schlimmeren Zeitpunkt kommen, da die Nation mit einer der weltweit höchsten Covid-19-Sterblichkeitsraten zu kämpfen hat. Präsident Vizcarra hat Vorwürfe zurückgewiesen, dass er Bestechungsgelder angenommen habe, als er Gouverneur der südlichen Region Moquegua war. Seine Ankläger, die selbst der Korruption beschuldigt werden, informieren gegen Vizcarra im Austausch gegen eine leichtere Strafe. Ebenso wird angenommen, dass in dem nationalen Kongress zahlreiche Mitglieder, die für die Anklage gegen den Präsidenten gestimmt haben, selbst an Korruption und Kriminalität beteiligt sind.

 

Innerhalb kürzester Zeit führte der Hashtag #MerinoIstNichtMeinPräsident in den sozialen Medien dazu, dass insbesondere jüngere Generationen in Massen protestierten, um den selbsternannten Präsidenten Merino abzusetzen. Ausgerüstet mit Schildern, Töpfen, Trommeln und Gesichtsmasken zog es Peruaner im ganzen Land auf die Straßen, um ihrer Frustration Ausdruck zu verleihen. In Lima griff die Polizei weitgehend friedliche Demonstrationen brutal an und feuerte Tränengas in die Menge. Dabei starben zwei Demonstranten, viele wurden verletzt. Menschenrechtsaktivisten berichten, dass weiterhin mehr als 40 Personen als vermisst gelten.

 

Die Nation ist verletzt und müde und fordert eine politische Veränderung, insbesondere in den Regionen des Landes wo viele unterdrückte, ungehörte Stimmen genug vom politischen Establishment haben.

 

Am Sonntag, den 15. November, trat Interimspräsident Manuel Merino nach einer weiteren Protestwelle zurück. Der peruanische Kongress stimmte dafür, Francisco Sagasti zum Interimspräsidenten zu ernennen. Sagasti gehört zu der einzigen politischen Partei, die gegen die Amtsenthebung des ehemaligen Präsidenten Vizcarra gestimmt hat. Die Wahl hat viele Gemüter beruhigt, doch das Vertrauen in Politiker ist für viele Peruaner erst einmal zerstört – zu einem Zeitpunkt, in dem das Land mit einer der weltweit höchsten Sterblichkeitsraten der Covid-19 Pandemie zu kämpfen hat.

Neuwahlen finden im April 2021 statt. 


Peru, ein Paradies? (2016)


Peru ist ein wunderschönes Land mit paradiesischen Landschaften, fröhlichen Menschen und der besten Küche des Kontinents (Das sagen sogar die Nachbarländer). Und wer kennt ihn nicht, den Machu Picchu?

Doch auch abseits der Touristenpfade lohnt es sich Peru zu entdecken und den liebevollen Einwohnern ein wenig näher zu kommen. Die Uhren "ticken" hier ein wenig anders, genauer gesagt, zweimal: Einmal nach der tatsächlichen Uhrzeit und dann nach der "inneren" Uhr, oder genauer gesagt der "hora peruana". Die variiert je nach Peruaner um 1-2 Stunden. Haben Sie also einen Hochzeitstermin um 16 Uhr, nennen Sie den Peruanern lieber 14 Uhr. Dann werden die meisten vermutlich immer noch zu spät kommen, aber sie machen das mit einem sonnigen Lächeln. Peruaner sind ein fröhliches Völkchen und Sorgen werden gerne weggetanzt.


Es gibt aber auch Schattenseiten.

Armut, Kriminalität, Analphabetismus.

Fast ein Viertel der Bevölkerung lebt in extremer Armut, zur benachteiligsten Gruppe zählen Kinder. Viele Kinder und Jugendliche müssen hart arbeiten, um zum Familienunterhalt beizusteuern. Die Eltern selbst nehmen teilweise keine Rücksicht auf die Schulpflicht.

Die katastrophalen Verhältnisse Brasiliens findet man auch in Peru.
Die katastrophalen Verhältnisse Brasiliens findet man auch in Peru.

Der heutige Anteil der Stadtbevölkerung liegt bei etwa 75 %. Die  Industrialisierung Perus ist der Grund dafür, dass vor allem die Hauptstadt Lima Peruaner aus dem ganzen Land anzieht. Viele Hoffnungen und Träume bleiben unerfüllt.

Die Menschen ziehen in die kleinen Blechhütten der Vororte, in denen es größtenteils keine Strom- und Wasserversorgung gibt. Das Leben in den Slums ist geprägt von Armut, Hunger, katastrophalen hygienischen und medizinischen Verhältnissen, fehlender Bildung und Gewalt.

Wer hier aufwächst, hat im späteren Leben kaum eine Chance.